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06
MAI
2019
Branchennews

Wirtschaft meets Medizin: Warum Medizintechnik für Technologieriesen so interessant ist

Industrie 4.0 in der DACH-Region

Im Rahmen unserer Serie „Industrie 4.0 in der DACH-Region“ untersuchen wir, was den Boom in der Medizintechnik antreibt – ein Bereich der 2018 15 Prozent der M&A-Transaktionen der Branche ausmachte.

 

Technologieboom

Die Medizintechnik boomt. Die jährlichen Investitionen beliefen sich 2017 auf 6 Milliarden US-Dollar und bislang sind keine Anzeichen einer Verlangsamung in Sicht. Branchenübergreifend nutzen Medtech-Unternehmen Industrie-4.0-Anwendungen wie Automatisierung, Datentransfer und Internet of Things (IoT), um den traditionell konservativen Gesundheitssektor zu verändern. "Die Intention, langsam agierende, traditionelle Unternehmen zu verdrängen, hat zu einem starken Anstieg der Start-ups mit wirklich innovativen Industrie-4.0-Lösungen geführt. Aber das ist erst der Anfang", so eine Aussage unseres aktuellen Hampleton Partners M&A-Marktbericht für Industrie 4.0 in der DACH-Region.

Amazons kürzlich getätigtes Investment in PillPack führte dazu, dass der Versandriese eine kundenorientierte Online-Apotheke gründete. Und Uber Health sah sich bald in das 3 Milliarden Dollar pro Jahr schwere Umfeld für  Nicht-Notfall-Krankenhaustransporte einsteigen.

 

Disruptiver Einfluss

Dieser Medtech-Boom wird zu einem großen Teil von den Herausforderungen der Gesundheitssysteme auf der ganzen Welt getragen: Größere immer ältere Bevölkerungsgruppen leben mit einer höheren Anzahl von langwierigen Krankheiten, die Arzneimittelkosten steigen und viele Teile der Welt haben einen akuten Personalmangel. Es besteht ein echter Bedarf an Effizienzsteigerung und die Technologieunternehmen aus dem Bereich Industrie 4.0 sind in der Lage, hier in die Bresche zu springen. Dies gilt besonders für die USA, wo private Krankenhaus- und Gesundheitsorganisationen ständig nach Möglichkeiten suchen, ihre Prozesse zu optimieren und bei diesen Bemühungen auf ein gutes Finanzpolster blicken können.

Medtech ist ein großer, unerschlossener Markt und bei so vielen Gesundheits- und Logistikproblemen, die es zu lösen gilt, sind die Möglichkeiten reichlich. Screening-Tools auf Basis der Künstlichen Intelligenz und Cloud-basierte Patientenmanagement-Apps sparen teure Arztzeit und beschleunigen die Behandlungswege. Gleichzeitig arbeiten SaaS-Lösungen im Hintergrund, um Systeme effizienter laufen zu lassen. All dies bedeutet, dass Gesundheitsdienstleister mehr Zeit und Ressourcen in die Patientenversorgung investieren können und Unternehmen Innovationen gut umsetzen können.

 

Hoher Return on Investment

Ein hoher ROI erwartet diejenigen Unternehmen, die passende Lösungen für die Herausforderungen des Gesundheitswesens des 21. Jahrhunderts anbieten können. Und die Branche ist sich dessen auch mehr als bewusst. Anfang letzten Jahres erwarb der Pharmariese Roche die elektronische Patientenaktensoftware für Krebs Flatiron Health für 2,1 Milliarden Dollar. Diese Transaktion, die seit 2012 das größte Venture-unterstützte M&A oder IPO im Staat New York war, zeigt, welch großes Geschäft die Medizintechnik ist.

Viele Tech-Start-ups haben Mühe, die Nutzung ihrer Lösung in Gewinn zu verwandeln. Doch der Markt der digitalen Gesundheit ist eigentlich schon vorgefertigt, denn allein die Amerikaner geben 3,5 Billionen Dollar pro Jahr für das Gesundheitswesen aus. Anstatt sich also auf den Aufbau einer großen Anzahl von Einzelverbrauchern zu konzentrieren, geht Medtech im Industrie 4.0 Bereich einen anderen Weg und zielt dabei darauf, mit Versicherern, Krankenhäusern und Regierungen zusammenzuarbeiten.

 

Einen Beitrag für die Gesellschaft

Die Unterstützung der Gesundheitssysteme bei ihrer Anpassung an eine sich verändernde Welt bietet mehr als nur hohe Renditen: Sie kann einen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Einige Beispiele: Eine KI-Software für die Analyse komplexer Daten von Einzelzellen beschleunigt alles, was wir in der medizinischen Wissenschaft kennen – sie verbessert die biomedizinische Forschung, fördert die pharmazeutische Wirkstofffindung und ermöglicht eine präzisere Diagnose. Oder Innovationen, die chirurgische Eingriffe weniger invasiv machen. Sie verkürzen die Erholungszeiten und spezielle Software kann Ärzten helfen, Krankenhäuser sicherer zu machen. Das Nebenprodukt einer besseren Effizienz ist eine verbesserte Patientenversorgung. Und die Verbesserung der weltweiten Gesundheit, insbesondere in ärmeren Gebieten, in denen der Zugang zu qualitativ hochwertigen Dienstleistungen eingeschränkt ist, ist für viele Unternehmen ein Motivationsfaktor.

 

Investitionen in der DACH-Region

Wie in unserem aktuellen M&A-Bericht zu Industrie 4.0 in der DACH-Region hervorgehoben, gibt es einen deutlichen Trend zur Problemlösung im Gesundheitswesen. Im September 2018 erwarb EMH Partners eine Minderheitsbeteiligung an Brainlab. Das deutsche Unternehmen entwickelt Soft- und Hardware für die informationsgelenkte Chirurgie, Radiochirurgie und Präzisionsstrahlentherapie, die in rund 5.000 Krankenhäusern auf der ganzen Welt eingesetzt wird.

Ein weiterer deutscher Innovator, GWA Hygiene, erhielt im August 2018 von einer Investorengruppe einen Finanzierungsschub von 2,5 Millionen Euro. Mit seinem IoT-System können Gesundheitseinrichtungen Hygienedaten überwachen, sammeln sowie analysieren und so die Infektionsraten im Krankenhaus senken.

Caresyntax bietet ein weiteres Beispiel dafür, wie das Internet of Things zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung eingesetzt wird. Die Software des Unternehmens automatisiert den Informationsfluss und bietet Analysewerkzeuge, mit denen die Effizienz der Arbeitsabläufe gesteigert und die Variabilität der chirurgischen Ergebnisse reduziert werden kann. Das Potenzial des Anbieters von Datenanalyseplattformen ist so beeindruckend, dass Norgine Ventures im August 2017 10 Millionen Euro investierte.

 

Die Zukunft des Gesundheitswesens

Die Zukunft des Gesundheitswesens ist technologiegetrieben. Die Gesundheitssysteme haben keine andere Wahl, als innovativ zu sein, wenn sie zur Effizienz finden wollen, die so dringend benötigt wird, um die Bevölkerung gesund zu halten. Dazu wenden sie sich an die Industrie 4.0-Mover und -Shaker, die über die Fähigkeiten, das Wissen und auch das Gewinnstreben verfügen, sich diesen Herausforderungen zu stellen.

 

„Das Bestreben, langsamere traditionelle Akteure zu verdrängen, hat einen steilen Anstieg der Zahl der Start-Up-Gründungen zur Folge, die beeindruckende innovative Entwicklungen im Bereich Industrie 4.0 vorweisen können. Dabei steht diese Entwicklung jedoch erst am Anfang.“

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Dieser Artikel wurde veröffentlicht von:

Peter-Baumgartner

Sector Principal

Dr. Peter Baumgartner

Dr.-Ing. Peter Baumgartner leitet als Sector Principal den Bereich Industrie 4.0 bei Hampleton. Peter hat umfangreiche operative Erfahrung in Industrien, die mit Maschinenbau, hochtechnischen Materialien, anspruchsvollen Herstellprozessen, Elektronik- und Informationstechnologie zu tun haben, sowie mit M&A Transaktionen in diesem Umfeld. Peter war Gesellschafter und Vorstand der era AG, als er die Firma von einem €25 Millionen großen Lieferanten elektromechanischer Komponenten in einen weltweit tätigen Zulieferer der Automobil-, Bahn-, Konsumgüterindustrie und der Gebäudeautomatisierung mit über €100 Millionen Umsatz aufbaute, bevor er und sein Partner das Unternehmen an Pulse Inc. verkauften.

Danach wurde Peter Aufsichtsratsvorsitzender eines großen deutschen Ingenieurdienstleisters, und ist jetzt Mitglied im Beirat einer diversifizierten Gruppe mit mehreren Produktionsbetrieben. Peter startete seine Karriere als Prozessingenieur bei Procter & Gamble. Peter hält ein Diplom in Maschinenbau der Technischen Universität München und einen Doktortitel von der Technischen Universität Karlsruhe. Neben seiner Muttersprache Deutsch spricht Peter fließend Französisch und Englisch. Er wandert, fährt leidenschaftlich Fahrrad und bereist die Welt.